Eine Lehrerin der EmiLe berichtet über ihre Erfahrungen im „Corona-Schuljahr“

Zu Beginn des Schuljahres hat ein großer Druck auf mir gelastet. Zum einen war meine persönliche Situation zuhause belastend. Meine eigenen Kinder in die Kindergarten Notbetreuung zu geben hat bei mir ein schlechtes Gewissen hinterlassen. Was ist, wenn sie krank werden, wenn sie ihre Erzieherinnen mit Corona anstecken, wenn ich oder mein Mann an Corona erkranken, wenn…?  Zum anderen war der Anspruch an mich als Montessoripädagogin groß. Wie kann ich meinen Schülern in Zeiten von Corona einen „guten Unterricht“ bieten, sie eng und persönlich begleiten, ohne sie täglich stundenlang vor den Laptop zu zerren? Wie kann ich sicherstellen, dass sie alles lernen, was für sie wichtig ist und wie kann ich ihre Herzen und Seelen stark machen?

Wenn ich jetzt zurückschaue und mich frage, wo stehe ich heute und kann ich etwas Positives für mich aus diesem Jahr ziehen – wobei „positiv“ hier nicht im Zusammenhang mit einer Corona Testung gemeint ist – dann sehe ich:  Eine Lehrerin, die sich selbst als „oldscool“ bezeichnet hat, ist nun souverän im Umgang mit all dem technischen Kram. Diese wichtigen Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung, die ich mir innerhalb kürzester Zeit angeeignet habe, erleichtern mir das Leben sehr und sind auch für eine Zukunft ohne Corona wichtig.

Die vielen kreativen Materialien, die extra für die „EmiLe zuhause“ angefertigt worden sind, wären ohne dieses herausfordernde Schuljahr nicht entstanden. Die Schüler_innen haben, ebenso wie ihre Lehrerin, viele Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien erworben. Um die Zeiten vor dem Laptop möglichst kurz zu halten, bin ich dazu übergegangen, neben den gemeinsamen „Onlinedates“ Einzelgespräche zu führen oder Einführungen und Unterrichtsgespräche in Kleinstgruppen zu halten.

Den Unterricht habe ich versucht so zu strukturieren, dass die Schüler_innen die wichtigsten Lerninhalte möglichst selbstständig erarbeiten können, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es fast unmöglich ist zu arbeiten und „nebenbei“ seine Kinder zu betreuen oder gar zu beschulen. Und es ist meinen fantastischen Schüler_innen zuzuschreiben, dass dieser „Plan“ größtenteils aufgegangen ist.

Der Druck, den ich am Anfang des Schuljahres gespürt habe, ist verschwunden. An seiner Stelle ist Dankbarkeit entstanden, für alle Menschen – Schüler_innen, Eltern, Kolleg_innen, Vorgesetzte – mit denen gemeinsam diese Zeit auch Gutes hervorgebracht hat.

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