Schwarzfahrer – Ein Filmtipp der Sonnenklasse

Schwarzfahrer – ein oscarprämierter Kurzfilm aus dem Jahr 1992 – gegen Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit Einen Gesprächs- und Schreibanlass hat die Deutschklasse Sonne 8 mit dem deutschen Kurzfilm „Schwarzfahrer“ von Pepe Danquart gefunden. In diesem Film wird eine – leider auch nach fast 30 Jahren immer noch aktuelle – fremdenfeindliche Szene in einer Straßenbahn begleitet, bei der der beschuldigte junge Mann bemerkenswert ruhig, die übrigend Fahrgäste bestürzend passiv bleiben. Der Film erlebt zum Schluss eine unerwartete Wendung. Die Auseinandersetzung mit dem inneren Erleben der Beteiligten wurde von den SchülerInnen der Sonne 8 als „innerer Monolog“ verarbeitet, im folgenden Stellen finden Sie den Aufsatz dazu:

Innerer Monolog zu „Schwarzfahrer“ aus Sicht des jungen Mannes.

Ich muss los, die Tram kommt, es ist viel Gedrängel. In der Tram ist es sehr voll, mal schauen, ob irgendwo noch ein Platz frei ist. Neben der alten Frau ist noch ein Platz frei, ich frag sie mal, ob ich mich neben sie setzen darf. Sie schaut mich fragend an und checkt mich aus – warum ist es jedes Mal das Gleiche? Ich bin doch auch nur ein normaler Mensch wie alle anderen hier in der Tram. Die ältere Dame schaut mich noch mal an und dreht sich einfach weg, ohne was zu sagen. Egal, ich setz mich da jetzt einfach hin, sie hat mir nichts gesagt. Der Junge vor mir lächelt mich an, ich lächele einfach zurück. Ich setz mich hin, aus Versehen auf die Tasche der alten Frau, warum stellt sich die Frau so an, sie hätte auch einfach vom dem Platz ihre Tasche wegtun können und auf ihren Schoß stellen können. Jetzt beleidigt sie mich noch, ich sag lieber nix und schenke ihr keine Aufmerksamkeit. Ich werde einfach sitzen bleiben und nix sagen. Es macht mich traurig, sowas zu hören, aber ich kann nix machen. Es schauen alle, warum sagt niemand was, es ist das allerletzte, was sie da macht. Die ältere Frau beleidigt mich weiter, aber ich sag trotzdem lieber nichts. Es steigt jemand ein und hört laute Musik, aber niemand sagt was. Es ist zu sehen, dass es an meiner Hautfarbe liegt, leider höre ich das oft und am besten mache ich einfach nix und schau nach vorne und sag nix. Der Kontrolleur kommt, ich muss in meine Jackentasche greifen und den Fahrschein rausholen. Die ältere Dame sagt schon wieder was gegen mich, es reicht mir jetzt einfach, das geht mir zu weit! Ich sehe den Fahrschein von ihr, ich könnte ihn jetzt zerreißen oder ich schlucke ihn am besten einfach runter! Runterschlucken – genau das mache ich, niemand wird ihr das glauben, dass ich den Fahrschein gegessen habe, ich nehme jetzt ihren Fahrschein einfach und muss mich beeilen und schlucke ihn schnellrunter, okay, der Kontrolleur kommt! Er fragt, ob er die Fahrscheine sehen kann, ich zeige ihm meinen Fahrschein, er nickt mir zu und schaut die ältere Dame an. Die ältere Dame sagt, dass ich den Fahrschein runtergeschluckt habe, der Kontrolleur glaubt es ihr nicht und schaut sie fragend an und sagt, dass sie mitkommen soll. Ich habe ein bisschen schlechtes Gewissen, aber sie hat es verdient, warum ist die Welt so ungerecht?

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